Wolfskehls Bücher und ihre verschiedenen Orte

Karl Wolfkehls Bibliothek wurde mitunter als »Archiv eines umtriebigen Lebens« (Jessen 2017, S. 11) bezeichnet. Tatsächlich haben die verschiedenen Stationen und Orte seines Lebens die Büchersammlung inhaltlich wie materiell geprägt. Sprachliche Neuakzentuierungen in den Sammlungsschwerpunkten oder Verschleißerscheinungen am Objekt lassen sich zum Beispiel nur durch die Ortswechsel während des Exil erklären. Gleichzeitig enthalten manche Büche geradezu Symbolcharakter für einen bestimmten Ort, zum Beispiel, weil ihre Provenienzspuren auf Personenkonstellationen zurückverweisen, in denen Wolfskehl sich zu dieser Zeit bewegt hat. Nicht zuletzt lieferten ihm Städte wie München oder Darmstadt Anreize für die eigene literarische und essayistische Textproduktion.

Die hier gezeigten Exponate und die sie flankierenden Dokumente und Quellen (etwa Briefe, Verzeichnisse, Manuskripte) zeigen den engen Zusammenhang zwischen der (erzwungenen) Mobilität des Sammlers und seiner produktiven Sammlungsaktivität. Vom Elternhaus in Darmstadt, über Wolfkehls Zeit als zentrale Figur im kulturellen Leben Münchens und den verschiedenen Stationen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Als Gegenstände mit eigenen Geschichten, zeigen die sich zerstreuenden Bücherrouten seit 1937 gleichsam wie sich die Wege der Bücher und ihres Besitzers getrennt haben, bis hin zu dem Nachleben, das sie heute in verschiedenen Sammlungseinrichtungen oder in Privatbesitz führen.