Kiechlinsbergen

Das historische Landgut in Kiechlinsbergen erwarb das Ehepaar Wolfskehl 1915, nachdem sie es im Jahr zuvor bereits als Sommerresidenz angemietet hatten. Erst 1919 wurde der rechte Flügel des Anwesens jedoch zum ständigen Wohnort der Familie – und damit bis 1937 auch zum Hauptsitz der Wolfskehl‘schen Büchersammlung. Den Umzug in das südbadische Weindorf beschrieb der Autor in Briefen als einen Rückzug aus München, seinem öffentlichen Wirken und den zunehmenden Bedrängnissen dort. Denn »[f]reilich hier auf meinem Land geht das Leben noch am ehesten in seinen alten Gleisen« (an Otto Deneke, in: Saltzwedel 2020, S. 77). Wirklich konsequent war Wolfskehl in dieser Haltung jedoch nicht, vielmehr wechselte er seinen Lebensmittelpunkt in den 1920er Jahren häufig, lebte vorwiegend noch immer in München und zwischen 1922 bis 1925 in Italien. In Kiechlinsbergen lebte demnach vor allem Hanna Wolfskehl mit den beiden Töchtern Judith und Renate. Judith, die jüngere der beiden, bewirtschaftete das Gut später mit ihrem Ehemann. In ihrem ›Kiechlinsberger Aggregatzustand‹ befand Wolfskehl selbst seine Bibliothek für nahezu abgeschlossen. Ihren ca. 9.000 Bde. umfassenden Reichtum beschrieb er in Briefen an Otto Deneke. Hier, am Kaiserstuhl, verblieb die Sammlung bis zum Verkauf an Salmon Schocken. Im Juli 1937 wurde sie binnen fünf Tagen versandfertig gemacht für den Transport nach Berlin und die Weiterreise nach Jerusalem. 

Text: Sarah Gaber