Darmstadt - Die Bibliothek von Karl Wolfskehl
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Darmstadt
Darmstadt ist der Ort von Wolfskehls Kindheit und Jugend. In der hessischen Großstadt wuchs er in gut situierten Verhältnissen auf: Die Wolfskehls gehörten zu den angesehenen jüdisch-assimilierten Familien der Gegend, engagierten sich karitativ und waren am kulturellen Leben Darmstadts interessiert. In Wolfskehls Bibliothek finden sich Spuren dieser Zeit in Form von familiären Überlieferungsketten: materialisiert in Exemplaren, die ursprünglich aus dem reichhaltigen Buchbesitz der Eltern oder Großeltern stammen wie dem hier präsentierten Exemplar der Festpredigten.
Doch auch aus Wolfskehls Schulzeit am Ludwig-Georgs-Gymnasium (1878–1887) finden sich Zeugnisse: Ehemalige Schulbücher, die heute als Quelle für die literarische Sozialisation des Bibliophilen dienen können. Der erste eigene Band des Darmstädters, Ulais, entstand hingegen nicht mehr in seiner Heimatstadt, sondern in einer Phase der Emanzipation vom Elternhaus, welches Wolfskehl für ein Studium der Altgermanistik, der Religionsgeschichte und Archäologie in Gießen, Leipzig und Berlin eintauschte. Wie sehr er der Rhein-Main-Stadt nichtsdestoweniger anhänglich verbunden blieb, erhellt sein Text Darmstädter Nationalgesichter von 1925. In diesem beschreibt Wolfskehl den literarischen Darmstädter ›Archetypus‹; den »Datterich«, der als »überlegener Deklassierter« eine Identifikationsfigur für den Dichter blieb.
Text: Sarah Gaber