Christian Breithaupt

 

              Ohne dem Helmstedter Ordinarius für Beredsamkeit und Poesie, Christian Breithaupt (1689–1749) unrecht zu tun, so lässt sein Nachname doch zunächst an seinen Onkel, Joachim Justus Breithaupt (1658–1732) denken. Jener weilte auch an der Julius-Universität, allerdings 40 Jahre vor dem Neffen, und nicht wie dieser als Fakultätsmitglied, sondern als Student. Bekanntheit erlangte der Onkel Joachim Justus Breithaupt jedenfalls als einflussreicher Förderer des umstrittenen Pietisten August Hermann Francke (Breithaupt war Senior des geistlichen Ministeriums in Erfurt und dort auch Theologieprofessor) sowie später als Domprediger und Generalsuperintendent in Magdeburg.[1] Doch hier geht es um seinen Neffen.

Christian Breithaupt erblickte als Sohn eines Oberpredigers und Diözeseaufsehers am 1. Mai 1689 in Eimerleben bei Halberstadt das Licht der Welt. Er besuchte das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo er bei seinem Onkel J. J. Breithaupt Aufnahme fand, der zu jener Zeit an der jungen Hallenser Universität als Theologieprofessor wirkte. Ab 1712 studierte der junge Breithaupt daselbst ebenfalls Theologie, zudem klassische Philologie und Philosophie bei Christoph Cellarius und Christian Thomasius. In Jena, wohin er wechselte, setzte er sein Studium fort und erwarb 1712 oder 1714 den Magistergrad. Zurück in Halle, verdingte er sich als Privatdozent, bis ihn die Universität 1714 zum Adjunkt der Philosophischen Fakultät ernannte. 1718 kam Breithaupt nach Helmstedt, zunächst als Lehrer an die Lateinschule, im Verlauf wurde er Extraordinarius der Philosophie an der Academia Julia. Ab 1719 unternahm er eine Bildungsreise nach Holland mit Wegstationen in Hildesheim, Hannover und Bremen, er besuchte die maßgeblichen Städte der Niederlande und traf zahlreiche Gelehrte, mit denen er sich produktiv austauschen konnte. Wie lange genau er unterwegs war, ist nicht bekannt, aber entweder noch im selben Jahr oder vier Jahre später wurde Breithaupt für seine akademischen Verdienste zum ordentlichen Professor für Logik berufen. Drei Jahre darauf (1724 oder 1727) wurde ihm auch die Professur für Theologia naturalis (philosophische Theologie) verliehen, und nach einem weiteren Jahr wurde er schließlich Professor für Metaphysik. Nach dem Ableben des Kollegen Erhard Reusch im Jahr 1740, der die Professur für Eloquenz und Poesie bekleidet hatte, übernahm Breithaupt diese; dafür gab er die Fächer Logik und Metaphysik an seinen Kollegen Johann Nikolaus Frobese (1701–1756) ab.[2]

Man darf behaupten, dass Breithaupt wissens- und vorlesungsthematisch breit aufgestellt war. So umfasste sein Repertoire lateinische Stilistik und Redekunst, römische Antiquitäten, Geschichte der lateinischen Sprache, Numismatik, Heraldik, alte Geographie, Dechiffrierkunst und Tacitus. Zudem hielt er Privatvorlesungen in englischer Sprache – zu jener Zeit eine Seltenheit.

Breithaupt starb am 12. Oktober 1749 in Helmstedt an körperlicher Auszehrung, nur sechs Wochen, nachdem ihn der Herzog zum Emeritus erklärt hatte. Neben einer 24seitigen Oratio funebris (Leichengedenkrede), veranlasst von der Helmstedter Universitätsleitung, finden sich mindestens drei Todesmeldungen in gelehrten Zeitschriften und Periodika, die Breithaupts Ableben ohne besondere Hervorhebungen vermelden.[3] Schließlich wurde kurze Zeit später der aus Siebenbürgen stammende Naturwissenschaftler, Mediziner und anerkannte Numismatiker Michael Gottlieb Agnethler (1719–1752) in Breithaupts Nachfolge auf die Professur für Eloquenz und Poesie berufen.[4] Dieser konnte die Stelle aber nicht lange ausfüllen, weil er bereits 2 Jahre später wie schon sein Vorgänger starb.[5]

Mit 106 Titeln erwirbt Breithaupt eine stattliche Anzahl an Büchern – ähnlich den Kollegen Hermann von der Hardt und J. N. Frobese. Wie sie kauft er Werke, die sich grundsätzlich dem breiten orientalischen Spektrum zuordnen lassen. Besonders interessieren ihn griechische Philosophie (Sokrates, Aristoteles, Clemens von Alexandria, Aristippos von Kyrene), (spät)antike Kirchengeschichte (Augustinus, Sozomenos, Eusebius von Caesarea, Tyrannius Rufinus, Theodoritus), jüdische Religionsgeschichte (Paul Christian Kirchner), Religion im antiken Rom (Guillaume Du Choul), jüngere Philosophiegeschichte (Johannes Jonsius, Georg Kaspar Kirchmaier), Bibelkommentare und Märtyrerberichte. Des weiteren Werke von Edward Pococke oder Adam Olearius’ Persische Reise, zudem lässt er Bücher von Hermann Conring, Machiavelli u.a.m. verbuchen. Über Breithaupts Bücherausleihen in der Helmstedter Universitätsbibliothek oder der herzoglichen Bibliotheca Augusta ist nichts bekannt, ebenso wenig, was aus seiner eigener Professorenbibliothek wurde.  

Abbildung oben: Titelblatt der Leichenpredigt auf Breithaupt von 1749 (verwendetes Exemplar: HAB Wolfenbüttel, H: 1131 Helmst. Dr.)


Anmerkungen:

[1] Vgl. Kurt Aland: Breithaupt, Joachim Justus, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 576.

[2] Vgl. den Eintrag im Professorenkatalog der Universität Helmstedt; Sabine Ahrens: Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (1576–1810), Helmstedt 2004, S. 33–34; Breithaupt (Christian), in: [Zedlers] Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Supplementbd. 4, Leipzig 1754, Sp. 578–581; Prorector Et. Senatvs. Academiae Ivliae. Carolinae Memoriam Viri. Excellentiss. Atqve. Ampliss. Christiani. Breithavpti Eloqvent. Et. Poeseos. Profess. Pvbl Ordinarii. Facvlt. Philosoph Senioris A. D. XII. Octobr. A. I. S. MDCCXXXXVIIII Placide. Exstincti Hoc. Programmate. Fvnebri Cohonestat, Helmstedt 1749.

[3] Vgl. die Nachrichten vom Tod Breithaupts in: Wöchentliche Nachrichten von gelehrten Sachen auf das Jahr 1749, Bd. 10, Lieferung 47, S. 343, Hamburgische Berichte von neuen Gelehrten Sachen Auf das Jahr 1749, 24. Oktober, Bd. 18, Lieferung 83, S. 664 und Critische Nachrichten 1750, 11. März, Bd. 1, Lieferung 10, S. 79-80.

[4] Vgl. Göttingische Zeitungen von gelehrten Sachen 1751, Lieferung 102, S. 1016.

[5] Vgl. Schuler-Libloy: Agnethler, Michael Gottlieb, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 1, Leipzig 1875, S. 140.