Auktionskatalog und Auktion

 

Titelblatt des Auktionskatalogs zur Bibliothek Lakemachers (1736/37)                         Nach dem Tod Lakemachers (1736) passierte mit seiner Büchersammlung, was vielen frühneuzeitlichen Privatbibliotheken widerfuhr: Sie wurde zum Kauf angeboten, die Bücher wechselten die Besitzer und die Bibliothek löste sich auf. Konkret wurden die Lakemacherschen Bücher ab dem 14. Januar 1737 an mehreren Tagen in Helmstedt verkauft, und zwar jeweils vormittags von 9 bis 12 Uhr und nachmittags von 14 bis 17 Uhr. Es galt das Bieterprinzip mit der üblichen Konditon pro parata pecunia, also der Preis für die ersteigerten Bücher war mit barer Münze zu begleichen. Als Gesamterlös der Verkaufsaktion lässt sich die Summe von 1.148 Talern, 7 Groschen und 6 Pfennigen errechnen, nachweislich haben 70 Käufer Bücher erworben. 

Der Auktionsvorbereitung und Abwicklung diente ein Katalog,[1] der ab Ende September 1736, ein halbes Jahr nach Lakemachers Tod am 16. März, von der in Hamburg ansässigen Felginerschen Buchhandlung (Theodor Christoph Felginers Witwe, Catharina Sophia) bezogen werden konnte. Gedruckt hatte den Katalog die Offizin Drimborniana in Helmstedt (Drucker Johann Drimborn, tätig 1733–1772). Der Katalog mit einem Gesamtumfang von 380 Seiten bietet nach jeweils zwei Seiten Bücherverzeichnis eine Doppelseite mit handschriftlichem Protokoll der Käufernamen und Preise.

In einer Meldung in den Niedersächsischen Nachrichten von gelehrten neuen Sachen vom November 1736 wird des „wahrhafftig gelehrten ... ruhmwürdigen“ Gelehrten und „ehrbaren, gutherzigen Menschen“ Lakemacher gedacht. Ferner wird auf die Auktion seines „Bücher-Vorraths“ hingewiesen, dieser bestehe aus „lauter schönen und raren, durchgängig nützlichen Werken“.[2] Außer dem bereits erwähnten Auktionstermin wird auch erwähnt,  dass zur Vorbereitung das 12 Druckbögen starke Bestandsverzeichnis bei jener Felginerschen Buchhandlung kostenlos angefordert werden könne. Für auswärtige Interessenten hätten sich vor Ort in Helmstedt der Abt Mosheim und die Professoren Breithaupt, Frobese und von der Hardt als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt – vier Herren, die auch in der Praefatio des Katalogs prominent genannt sind.

 

Nachspiel

Lakemachers Witwe, Elisabeth Maria, geb. von Glimisky, bemühte sich, durch den Verkauf der Bücher den Lebensunterhalt für die Familie zu sichern. So wie bei Bibliotheksauflösungen üblich, konnten die einstigen Erwerbungskosten nicht eingenommen werden. Aus einem Schreiben der Witwe an den Landesherren, Herzog Karl I., zwölf Jahre nach der Auktion (1749) lässt sich schlussfolgern, dass die Familie auf finanzielle Zuwendung angewiesen war. Ihr Mann sei für seine zu Lebzeiten wahrgenommenen beiden Professuren (Griechisch, orientalische Sprachen) nicht vollumfänglich entlohnt worden, ferner musste er sich die erforderliche Fachliteratur auf eigene Kosten beschaffen, und der Verkauf der Bücher habe diese nicht wettmachen können.[3] Offen bleibt, ob die bei der Auktion erlangte Summe zur Gänze Lakemachers Angehörigen zugute kam oder ob davon zusätzlich die Aufwendungen und Honorare für die Durchführung der Verkaufsaktion beglichen werden mussten.

Abbildung oben: Titelblatt des Auktionskatalogs zur Bibliothek Lakemachers (1736/37)

 


Anmerkungen:

[1] Joh. Gothofr. Lakemacheri Prof. LL. Oriental. In Acad. Julia Quondam Ordinarii Et Celeberrimi Selecta Bibliotheca Philologica, Libros In Qualibet Philologiae Parte Insigniores Aeque Ac Rariores Complectens; Quae Publicae Auctionis Ritu Helmstadii Anno MDCCXXXVII. Die XIX. Januarii Et Sequentibus Horis ... Pro Parata Pecunia Inter Plus Licitantes Distrahetur, Helmstedt 1736 [Online]. Grundsätzlich zu den Bücherauktionen an der Universität Helmstedt, sind auch folgende Archivalien im Niedersächsischen Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel (NLA WO) relevant: Anordnung, dass von ab- und zuziehenden Professoren und Promovierten der Universität Helmstedt, auch von deren Auktionen, künftig der Universitätsbibliothek je ein Buch abzugeben sei, 1731–1787, NLA WO: 2 Alt, Nr. 16258; Zensur der in Helmstedt zu druckenden Auktions-Kataloge, 1753–1761, NLA WO: 37 Alt, Nr. 543; Ankauf wichtiger Urkunden und Manuskripte sonderlich aus Auktionen in Helmstedt, 1727–1730, NLA WO: 37 Alt, Nr. 544. Dass die zuerst genannte Anordnung zur Abgabe eines Buches an die Universitätsbibliothek bei Lakemachers Auktion befolgt wurde, zeigt der Vermerk "Accepit bibliotheca publica." zu einem Buch von Moses Maimonides (HAB Wolfenbüttel: M: Bc 1182, unpaginiert [zwischen S. 166 und 167]);  grundsätzlich zur Gattungsspezifik und Funktionsumfang von Bücherkatalogen vgl. Book Trade Catalogues in Early Modern Europe, ed. by Arthur Der Weduwen, Andrew Pettegree and Graeme Kemp, Leiden/Boston 2021, besonders S. 3 ff.; Elizabeth Harding: Auktionsprotokolle und -kataloge. Kommerz, Sammeln und Verzeichnen bei Bücherauktionen, in: Unbezahlbar? Vormoderne Sammlungsökonomie, hg. von Joëlle Weis und Caren Reimann, Göttingen 2024 (im Druck).

[2] Niedersächsische Nachrichten von gelehrten neuen Sachen, Nr. 90 (15. Nov. 1736), S. 755–757. [Online]

[3] Werner Arnold: Universitätsbibliothek und Professorenbibliotheken, in: Das Athen der Welfen. Die Reformuniversität Helmstedt 1576−1810, hg. v. Jens Bruning und Ulrike Gleixner, Wolfenbüttel und Wiesbaden 2010, S. 270–275, hier: S. 272.