Vorwort (Praefatio) des Auktionskatalogs

übersetzt von Maximilian Görmar

Online: http://diglib.hab.de/drucke/bc-1182/start.htm?image=00007

 

                 "Vorrede.

Gruß dem wohlgeneigten Leser!

 

Es präsentiert sich hier Deinen Augen der Katalog einer gewiss nicht großen Bibliothek, doch sehr hervorragenden und auserlesenen. Ihr Besitzer war ein durch das Lob seiner Gelehrsamkeit überaus hervorragender Mann, Johann Gottfried Lakemacher, der über 12 Jahre in dieser Hohen Schule das Amt eines ordentlichen Professors der orientalischen Sprachen vorzüglich versehen hat […].

[Es folgt weiteres Lob für Lakemacher und seine Gelehrsamkeit, wobei in einer Fußnote auf das Programm zu seiner Beerdigung am 22. März 1736[1] hingewiesen wird. Dann geht es um die Bibliothek:]

Was jedoch den Inhalt [der Bibliothek] anbelangt, sind die Bücher zum größten Teil philologische; beigemischt sind jedoch auch andere, die zur Philosophie, Theologie und anderen Disziplinen gehören. Die Sammlung der Dissertationen, vor allem der philologischen, mit denen diese Bibliothek überquillt, ist so ausgewählt und auch exquisit, dass wir beinahe zweifeln, ob viele Bibliotheken gefunden werden können, die in dieser Hinsicht unsere überragen. Es gefiel jedenfalls dem seligen Manne, diese Dissertationen in gewisse Bände zu verteilen; aber, weil alle getrennt zusammengefügt sind, wird nichts dem entgegenstehen, dass, wenn es den Käufern so erscheinen würde, entweder einzelne separat oder nach der Art von ganzen Bänden verkauft werden können. Wenn man die äußerliche Erscheinung der Bücher betrachtet, sind die meisten reich eingebunden, und der Unterschied der Bindungen ist im Katalog durch bestimmte Buchstaben angezeigt, z. B. F. B: bezeichnet eine französische Bindung, E. B. eine englische, P. B. eine pergamentene, B. L. dunkles Leder, und so weiter.

Im Übrigen, weil die Erben den Beschluss fassen, diese Bibliothek nach dem Gesetz einer öffentlichen Auktion aufzulösen, gibt es noch drei Dinge, über die der wohlgeneigte Leser zu unterrichten und zu belehren ist.

I. Zur Gefälligkeit jener, die die Bücher durchzugehen wünschen, wird die Bibliothek vor der Auktion über eine ganze Woche jeden einzelnen Tag geöffnet sein, und zwar nachmittags zwischen zwei und fünf Uhr.

II. Die Wünsche Auswärtiger werden sich angelegen sein lassen

  1. Der verehrte Abt Herr Mosheim.
  2. Herr Professor Breithaupt.
  3. Herr Professor Frobese.
  4. Herr Magister von der Hardt.
  5. Herr Weigand, Helmstädter Buchhändler;

Diese haben gegenüber den abwesenden Käufern alle Treue gelobt.

III.  Alle und einzelne, die sich entschließen werden, die Bücher aus dieser Bibliothek [mit ihren eigenen] zu vergleichen, werden mit dieser Vorrede freundlichst gebeten, dass sie die von ihnen gekauften Bücher zum wenigsten innerhalb einer Spanne von zwei Monaten zur bereitwilligen Auslösung des versprochenen Wertes zurückbringen, damit sie den Erben des seligen Mannes durch längere Verzögerung nicht lästig sind, und dieselbe Anstandspflicht umgekehrt von uns zu anderer Gelegenheit empfangen werden. Lebe wohl!

Helmstedt, 28. September 1736."

Anmerkung:

[1]  Programma In Fvnere Viri Celeberrimi Atqve Excellentissimi Joh. Gothofredi Lakemacheri Philos. D. Graecae Nec Non Oriental. Lingvarvm Professoris Et Philosophicae Facvltatis Decani Meritissimi : A. MDCXCV. D. XVII. Novembr. Nati, A. MDCCXXXVI. D. XVI. Mart. Denati In Academia Ivlia P. P., Helmstedt 1736. [Online]