John Hill Burton: The Book-Hunter

Der immer nach Neuem ausspähende Büchermensch Wolfskehl machte auch in Neuseeland bereichernde Erfahrungen. In den vier größten Städten des Landes mit seinen damals circa. 1,6 Millionen Einwohner:innen gab es Hochschulen, auch kleine Orte verfügten über öffentliche Bibliotheken, und nicht nur in Auckland, wo in den 1940er Jahren etwa 230.000 Menschen lebten, gab es eine rührige kulturelle und literarische Szene, der Wolfskehl bald und für einige Zeit angehörte.

Wenngleich Auckland keineswegs die kulturelle Vielfalt Münchens oder gar von Florenz bot, so konnte Wolfskehl dort durchaus weiterhin seiner »etwas tantalischen Lust an Büchern […] frönen« (an Ernst Morwitz, 12.7.1940). Mit den Buchhandlungen der Stadt war er bald vertraut. In einer der ältesten und bedeutendsten, Kealy’s Bookshop, wurde er Stammkunde und fand in dem Inhaber einen anregenden Gesprächspartner. »As bookshops go in this part of the world«, handelte Kealy mit »books of all times and of every description« (New Zealand Herald, 18.12.1918) – Neuerscheinungen, Schulbücher und secondhand books etc. – und es gab auch eine kleine antiquarische Abteilung, in der Raritäten angeboten wurden, die mit Immigranten ins Land gelangt waren. Hier machte Wolfskehl seine ersten Funde wie Thomas Otways Don Carlos in einer Ausgabe von 1676 oder John Hill Burtons Büchersammler-Fibel The Book-Hunter in der »edition definitivo« von 1885, wie er auf dem hinteren Spiegel vermerkte. In seinem um 1960 geschriebenen, autobiographischen Bericht Look Bookwards erinnert sich John Kealy (1873–1961), dass Wolfskehl vor allem »small volumes of rare leather-bound classics« sammelte. Sein Interesse ging aber wie eh und je über das Literarische hinaus. So erwarb er wichtige Texte »zur Entdeckung und Erforschung Neuseelands« und »frühe Druckwerke in Maori aus der ersten Kolonial- und Missionarszeit« (Hoffmann 1961, S. 39), wie Paul Hoffmann im Vorwort zum Briefwechsel aus Neuseeland berichtet.

Text: Friedrich Voit

John Hill Burton: The book-hunter etc. Edinburgh & London: William Blackwood and sons 1885.

Aufbewahrungsort: DLA Marbach, Nachlass Paul Hoffmann, G:Hoffmann (Teilbibliothek des Germanisten)

Foto: DLA Marbach, Jens Tremmel