Basel, Florenz, Recco - Die Bibliothek von Karl Wolfskehl
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Basel, Florenz, Recco
Der Reichtagsbrand in der Nacht vom 27. Februar 1933 wurde für Karl Wolfskehl zur Zäsur. Er verließ Deutschland, zunächst in Richtung Schweiz und Italien und kehrte nicht mehr zurück. In den ersten Jahren des Exils lebte Wolfskehl ein unstetes Exilleben. Mal lebte er bei Freunden in Basel oder Meilen, später in Rom und Florenz, der Stadt, die ihm bereits aus Aufenthalten in den 1920er Jahren gut vertraut war. Trotz des gewaltsamen Einschnitts, den die NS-Diktatur für Wolfskehls deutsch-jüdisches Selbstverständnis bedeutete, waren die ersten Exiljahre noch friedlich: Umgeben von neuen und alten Freund:innen, schöngeistigen Gleichgesinnten wie beispielsweise Curt von Faber du Faur. Zu den neuen Kontakten im Kreis des Gelehrten gehörte ab 1934 auch Margot Ruben, eine promovierte Betriebswirtin. Ruben unterstützte Wolfskehl in Florenz zunächst als Sekretärin, wurde jedoch bald zur wichtigsten Vertrauten und Lebensgefährtin. Ihr verdanken wir den Erhalt weiter Nachlassteile – darunter auch aus dem Buchbesitz. Gemeinsam mit Ruben ließ sich Wolfskehl 1935 in Recco nahe Genua nieder, einem Ort, der für das weitere Schicksal seiner Bibliothek entscheidend werden sollte. Denn in Recco fand im Oktober 1936 das Treffen mit dem Verleger Salman Schocken statt, in dem der Verkauf der Kiechlinsberger Bibliothek beschlossen worden ist. Die anschließenden Verhandlungen leiteten die Trennung der (meisten) Bücher von ihrem ehemaligen Besitzer ein und eröffneten so neue Provenienzketten und Überlieferungszusammenhänge. Nur wenige Bücher verblieben in Wolfkehls Besitz: Errungenschaften aus Streifzügen in Italienischen und Schweizer Antiquariaten, Neuerscheinungen oder Buchgeschenke der jüngeren Zeit sowie ein ausgewählter Kernbestand aus Kiechlinsbergen, der vom Verkauf ausgeschlossen worden ist. Zu diesen für Wolfskehl »geradezu sakrosankten Bücher[n]« (Voit 2005, S. 170) gehörten etwa Titel aus dem Kreis der Blätter für die Kunst, von Lazarus Geiger oder von Johann Jakob Bachofen.
Text: Sarah Gaber