In unsere virtuellen Vortragsreihe zur "Digitalen Sammlungsforschung" blicken wir am 30. März auf ein methodologisches Zentralkonzept nicht nur der Digital Humanities sondern auch generell des Interaktionsdesigns für die Auseinandersetzung mit Datenmengen und Bestandsdaten. Für Bibliotheken und die Bibliothekswissenschaft ist die Evolution vom Zugangsbuch über den Kartenkatalog und den OPAC hin zu komplexen und zunehmend auch grafischen und in Echtzeit in der Interaktion visualisierenden Discovery-Systemen besonders faszinierend, da die bibliografischen Angaben bzw. Metadaten damit ganz offensichtlich ihr Potential über den reinen Bestandsnachweis hinaus auch für eine konkrete Erkenntnisarbeit beweisen und nicht zuletzt neue Rollen für wissenschaftliche Bibliotheken aufzeigen. Die Visualisierungsstudien des Virtuellen Forschungsraums des MWW weisen bekanntlich in eine ähnliche Richtung.
Visualisierung erweist sich dabei sowohl als Navigations- und Ordnungskonzept eigener Logik. Ziel und Wirkung sind ein Komplexitätsmanagement großer Datenmengen sowohl hinsichtlich der Komplexitätsreduktion als auch der Produktion neuer Komplexität. Digitale und interaktive Visualisierungsformen erweitern die Möglichkeiten einer forschenden Auseinandersetzung mit Sammlungsobjekten nicht nur. Sie ermöglichen vielmehr Forschungs- und damit Erkenntnisansätze, die aus einer grundlegend digitalen Logik entstehen. Dieses Verständnis korrespondiert perfekt mit der programmatischen Grundanlage des Digital Makerspace, der dabei helfen soll „geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung und Sammlungs- und Vermittlungsarbeit genuin aus der Logik des Digitalen [zu] verstehen.”
Dazu kommen auch beim Beispiel der Visualisierung weitere Facetten. Um das das Verfahren zielführend nutzen und verstehen zu können, bedarf es auch eines Verständnis der dahinter stehenden methodologischen und theoretischen Konzepte. In ihrem Vortrag wird Dr. Linda Freyberg (BBF | Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) einen entsprechenden Überblick geben. Sie diskutiert dabei die Funktion von Visualisierung als Präsentations- und Erkenntnismethode speziell im Kontext der digitalen Geisteswissenschaften. Neben einer Einführung in grundlegende Eigenschaften, historische Meilensteine und einer Definition der Informationsvisualisierung liegt der Fokus vor allem auf den theoretischen Grundlagen der epistemischen Funktion der Bildlichkeit. Basierend auf der universalen Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce sowie dem bildlichen Schlussfolgerns („diagrammatic reasoning”) werden anhand zeitgenössischer Visualisierungen unter anderem des UCLAB der Fachhochschule Potsdam verschiedene Ansätze operativer Bildlichkeit gezeigt und analysiert.
Die Veranstaltung wird digital stattfinden. Es sind alle am Thema interessierten Personen ausdrücklich eingeladen. Bei Interesse an einer Teilnahme schreiben Sie bitte eine kurze E-Mail an digital.makerspace@klassik-stiftung.de. Wir senden Ihnen dann zeitnah den Einwahllink.