An der Klassik Stiftung Weimar und in Zusammenarbeit mit dem Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel wird in einem Pilotprojekt ein Digital Makerspace aufgebaut. Die Grundidee schwebt irgendwo zwischen traditionellen bibliothekarischen Makerspaces (das offene, communitybasierte Ausprobieren von Werkzeugen, hier jedoch digitaler Art), Library Labs als digitale Formen der Sammlungsvermittlung und Scholarly Makerspaces zur Vermittlung von digitalen Werkzeugen und Werkzeugkompetenzen für die geisteswissenschaftliche Forschung.
Zugleich wollen wir ein Angebot schaffen, dass gleichermaßen optimal für die Rahmenbedingungen der Klassik Stiftung und des Forschungsverbunds funktioniert und auf der Höhe der Zeit ist.
Unübersehbar befinden sich die so genannten GLAM-Institutionen - Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen - in einer Neuerfindung, die viel mit dem Digitalen zu tun hat, aber nicht weniger mit generellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Erwartungen an Kultur- und Kulturerbeinstitutionen.
Die Möglichkeit der Entwicklung eines solchen Piloten für einen Digital Makerspace in einer außerordentlich vielgestaltigen Kultursphäre ist eine fantastische Gelegenheit, an diese Entwicklungen anzudocken.
In unserem Blog wollen wir daher nicht nur unsere Aktivitäten auf dem Weg zum Makerspace als Angebot dokumentieren, sondern auch die Vielfalt der Quellen und Impulse, die wir dafür einsammeln.
Der Umfang der Diskurs und die Menge des Materials führt dazu, dass sich darin immer ein gewisses Maß an Zufälligkeit befindet. Halb suchen wir systematisch, halb lassen wir uns finden. Serendipität und auch eine spielerische Ausnutzung des Bradford Law of Scattering bringen uns eine Reihe von Anregungen.
Diese wollen wir nicht nur in unsere kleinen Notizbücher und Ideenhefte notieren. Sondern hier einspielen und damit sichtbar zum Teil des Entwicklungsprozesses des Digital Makerspace werden lassen. Das wird mal eine ausführlichere Reflexion, mal nur ein Zitat.
Den Auftakt macht ein Zitat, dass wir einem Blättern in der Bahnhofsbuchhandlung verdanken. In einem Aufsatz über die künstlerische Forschung von Laura Horelli für die Zeitschrift Camera Austria formulierte der Kritiker Rainer Bellenbaum diese schöne Sicht auf die Idee des Archivs in der Gegenwart:
"Das Archiv, einst Transportmittel, das, ähnlich der biblischen Arche Noah, gut verschlossen ausgewählte Frachten vor der Sintflut des Fortschritts retten sollte, funktioniert heute aufgeschlossener und flexibler als Transfer-Pool für die Wellen der Erinnerung. Besonders Medienarchive leben davon, das Gesammelte regelmäßig umzuformatieren sowie unter zeitgemäßen Fragestellungen zu aktualisieren."
Auch das soll der Digital Makerspace sein können: Eine Aktualisierungs- und Umformatierungsstation überliefertes Material. Dank Digitalisierung können Archive nämlich beides leisten: Zeitkapsel und Bewahrungsbox sein und zugleich das Überlieferte neu sichtbar und neu befragbar machen.
Quelle: Bellenbaum, Rainer: Archivbilder zwischen Transport und Transfer. Laura Horellis künstlerische Forschung. In: Camera Austria, 159 (2022).S. 9-20