Die Fallstudie Goethe digital hat zwei neue Sammelbände veröffentlicht. Gemeinsam mit dem Oxforder Germanisten Barry Murnane hat Stefan Höppner einen Sonderband der Publications of the English Goethe Society herausgegeben. Thema ist Goethes Idee der Weltliteratur und ihre materielle Dimension. Damit ist vor allem der Austausch von Büchern und Manuskripten gemeint, aber auch ihre Zirkulation außerhalb des deutschen Sprachraums. Der Band enthält eine Studie, in der Stefan Höppner und Ulrike Trenkmann die Daten von Bucheinsendungen an Goethe in eigenen Visualisierungen umsetzen und auswerten. Auch unsere langjährige MWW-Kollegin Caroline Jessen (DLA Marbach) ist mit einem Artikel über die Goethe-Rezeption in Palästina zwischen 1933 und 1945 vertreten. Die Beiträge stammen von einer Tagung in Oxford, die Murnane und Höppner im Herbst 2019 abhielten.
Die andere Veröffentlichung ist ein Themenschwerpunkt im aktuellen Heft der Zeitschrift Internationales Archiv für die Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL). Unter dem Titel „Der komplexe Faden der Herkunft – Provenienz“ geht es um die Exemplargeschichte und Herkunft von Büchern – Provenienz nicht als ethisches und juristisches Thema, sondern als eine Dimension gedacht, die das Verstehen und Interpretieren literarischer Texte erweitern kann. Gemeinsam herausgegeben wurde der Schwerpunkt von Caroline Jessen, Stefan Höppner und Ulrike Trenkmann. Alle drei sind auch mit eigenen Beiträgen vertreten: Neben Caroline Jessens Editorial wendet Ulrike Trenkmann die Methoden der archäologischen Quellenkritik auf Büchersammlungen an, und Stefan Höppner schreibt über den Umgang mit Goethes Bibliothek im 19. Jahrhundert im Licht konkurrierender Vorstellungen von Kultur- und Familienerbe. Unser Wolfenbütteler Kollege Jörn Münkner von der Fallstudie Intellektuelle Netzwerke beteiligt sich mit einem Artikel über historische Bücherkataloge als Werkzeug zur Ermittlung von Provenienz. Die meisten Beiträge gehen zurück auf eine gleichnamige MWW-Tagung, die Caroline Jessen und Stefan Höppner 2017 am Wissenschaftskolleg zu Berlin veranstalteten.