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„Gerunzelte Stirn und Hand am Kinn“

Schülerinnen und Schüler lernten beim Zukunftstag der Herzog August Bibliothek das Projekt „Bildpolitik“ kennen – und bewiesen ein feines Gespür für die Glaubwürdigkeit eines Autorenporträts.

Für Pauline und Zoe war klar: „Schreibt man ein Kinderbuch, dann muss man auf dem Foto in dem Buch lächeln und möglichst sympathisch erscheinen, damit Kinder sich dafür interessieren.“ Und wenn es sich um den Verfasser eines wissenschaftlichen Werkes handelt? „Dann muss er ernst und interessiert gucken“, fanden die beiden 14-Jährigen, die am 23. April 2015 am Zukunftstag in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel teilnahmen. Wie in den Jahren zuvor bot er Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, verschiedene Berufsfelder an der Bibliothek kennenzulernen und selbst kleinere Aufgaben zu übernehmen.

Bücherwand als Ausweis von Bildung und Wissen

 

Pauline und Zoe hatten sich gemeinsam mit anderen Gleichaltrigen die Abteilung Forschungsplanung und Forschungsprojekte ausgesucht, die in diesem Jahr von Hole Rößler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im MWW-Forschungsprojekt "Bildpolitik", und Lea Hagedorn, wissenschaftliche Hilfskraft der Abteilung, vertreten wurde. Unter dem Titel „Forschung am Bild: Porträts von Gelehrten in Vergangenheit und Gegenwart“ erhielten die Schülerinnen und Schüler zunächst einen Überblick über mögliche Tätigkeitsbereiche in der geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung, bevor ihnen an einigen Beispielen das Forschungsprojekt selbst nähergebracht wurde. An exemplarischen Porträts von Gelehrten und Schriftstellern aus vier Jahrhunderten wurden ikonografische und motivische Traditionen aufgezeigt – nicht zuletzt die Bücherwand im Rücken des Porträtierten als allen Zeiten verständlicher Ausweis von Bildung und Wissen.

 

Nicht nur das literarische Genre erschien den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtig für die Gestaltung eines Autorenporträts, sondern auch der soziale Status, der durch Attribute und Gesten repräsentiert werde. Felix etwa fand, der Autor müsse im Anzug abgebildet werden und auch das geschriebene Werk sollte auf dem Foto zu sehen sein. Überdies, ergänzte Ole, sollte er eine „Denkerpose mit gerunzelter Stirn und Hand am Kinn" einnehmen. Ein Übermaß an Motiven der Gelehrsamkeit könne allerdings auch abstoßend wirken, da „der klassische Gelehrte in seiner Welt der Bücher meist etwas weltfremd erscheint, fast schon verstaubt“.

 

Inszeniert versus authentisch

 

Um das Gelernte anzuwenden und dadurch zu vertiefen, bekamen die Schülerinnen und Schüler einige Porträts sowie ein Glossar der wichtigsten Porträttypen vorgelegt. Anhand dieses Materials sollten mehrere Fragen schriftlich beantwortet werden; die Ergebnisse wurden abschließend vorgetragen und gemeinsam diskutiert. Relevant erschien den Beteiligten die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Porträts, die mit den Begriffen „inszeniert“ und „authentisch“ beschrieben wurde. Dass sich der Eindruck der Authentizität allerdings nicht selten wiederum einer Inszenierung von und mit Bildern – mithin einer bewussten Bildpolitik – verdankt, gehörte zu den neu gewonnenen und selbst erarbeiteten Einsichten dieses Zukunftstags.

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